Zimmerner Kerb
Die Zimmerner Kerb
Die Groß-Zimmerner Kerb findet alljährlich am Sonntag nach St. Bartholomäi (24.08.) statt und stellt das älteste Brauchtum in Groß-Zimmern dar. Sollte der 24.08. ein Sonntag sein, so ist am 24.08. Kerb.
Zur Geschichte der Groß-Zimmerner Kerb:
Im Jahr 2015 fand der Groß-Zimmerner Heimatforscher Helmut Kriha im baden-württembergischen Staatsarchiv von Wehrheim eine Urkunde, die belegt, dass seit dem Jahre 1491 in Groß-Zimmern die Kerb gefeiert wird. Aller Wahrscheinlichkeit erwarb der Ritter Hans IV. von Wallbrunn aus Ernsthofen schon im Jahr 1475, einen Weinzoll zu Groß-Zimmern. 1491 hat er sich diesen Zoll gegenüber den Schenken von Erbach, die damals das Vogteirecht über Groß-Zimmern ausübten, reversieren lassen. Aber erst durch eine Unbotmäßigkeit seines Enkels Hans Adolf von Wallbrunn wurde bekannt, welcher Art dieser Zoll war: Es war der Weinzoll (Bannwein) auf den Abend vor Bartholomei, dem Kirchweihtag in Groß-Zimmern. Hans Adolf wollte eigenmächtig diesen Weinzoll auf weitere Tage ausdehnen, was vom Keller der Fürsten von Löwenstein aber unterbunden wurde, denn an diesen Tagen schenkte er den Bannwein aus.
525 Jahre später, Im August 2016, brachten mehrere Zimmerner Kerbvädder zum Jubiläum ein Symbolisches Fass von Seeheim zur Kerbabholung nach Groß-Zimmern.
Ausrichter der Kerb ist seit Generationen jeweils der Jahrgang der 19-jährigen Borschte. Die Jahrgänge tragen Pudelmützen und Schärpen in rot-weiß, grün-weiß oder blau-weiß. Im Jahr 1980 fanden sich keine Borschte um die Kerb zu organisieren. Aus diesem Grund wurde im Jahr 1980 zur Erhaltung des Kerbbrauchtums der Kerbverein gegründet. Er steht den jeweiligen Jahrgängen seitdem, mit seinem Kerborganisationsausschuss, mit Rat und Tat zur Seite.
Den Ausrichtern der Kerb ist es gelungen, dass sich die verschiedenen Veranstaltungen immer größerer Beliebtheit erfreut. Ein buntes und vielfältiges Programm, bei dem alte Traditionen mit modernen Elementen verknüpft werden, sind Garant hierfür.
Acht Wochen nach der Kerb wird die Nachkerb gefeiert.
Zum Ablauf der Zimmerner Kerb
Mittlerweile hat es sich zum Brauch entwickelt, dass die Kerb bereits am Kerbfreitag inoffiziell startet. Dies geschieht in den Gaststätten und auf den Straßen und auf dem Rathausplatz. Dort übergibt seit einigen Jahren der alte an den neuen Jahrgang die Kerb. Dies geschieht in der Regel mit lustigen Trinkspielchen, heiteren Wettkämpfen und Schlachtgesängen.
Offiziell eröffnet wird die Kerb am Samstag mit einem ökumenischen Gottesdienst. Die Idee hierzu kam vom Kerbverein im Jahr 1981. Dieser fand zunächst bei schönem Wetter immer auf dem Rathausplatz statt. Seit einigen Jahren wechseln sich die beiden Kirchengemeinden bei der Durchführung der Gottesdienste ab. Die Eröffnungsfeierlichkeiten in den beiden Kirchen, enden in der Regel immer mit dem Singen der Groß-Zimmerner Nationalhymne ,,Modder hoste schon die Hinkel enne gedou“.
Im Anschluss an die Gottesdienste ziehen die Kerbborschte des aktuellen und des vorangegangenen Jahrganges, mit musikalischer Begleitung zum ,,Briggelsche“ am Ortseingang in Richtung Dieburg. Dort erwarten sie ihre Kerbbobbe. Diese wurde in den vergangenen Jahren mal spektakulär mit dem Hubschrauber, oder begleitet von Musikgruppen und ortsbekannten Persönlichkeiten an die Kerbborschte übergeben.
Nach dem Empfang ihrer Bobb, marschieren die Kerbborschte und ihre Kerbgäste zum Rathausplatz. Auf dem Platz startet zu DJ-Musik die Kerb-Live-Party für das etwas jüngere Publikum. Zeitgleich spielt in der Halle eine Live-Band zum Kerbtanz auf. Dieses seit einigen Jahren durchgeführte Veranstaltungskonzept wird sowohl der jüngeren wie auch der älteren Generation gerecht. Die etwa 3000 Eintrittsbändchen für diese beliebte Veranstaltung sind heiß begehrt und schon im Vorverkauf alle vergriffen.
Der Kerbsonntag beginnt traditionell mit der Abholung des Kerbmädchens. Sie wird in der Regel zu Hause abgeholt. Es folgt die Übergabe des Kerbgeschenkes durch den Mundschenk. Danach steigt sie über eine Leiter herunter zu ihrem Kerbvadder und den Kerbborschte. Einige Jahre lang fand diese Zeremonie zentral am Kulturzentrum Glöckelchen statt. Mittlerweile wurde aber wieder zum alten Brauchtum zurückgekehrt.
Zuvor hat sich schon der Kerbumzug formiert. An diesem beteiligen sich mittlerweile neben den verschiedenen Kerbborschtejahrgänge, auch zahlreiche Vereine. So umfasst der bunte Lindwurm in der Regel über 30 Zugnummern. Die Ideenvielfalt der Teilnehmer*innen kennt dabei keine Grenzen. Bei schönem Wetter säumen mehrere Tausend Menschen den Weg des Festzuges. Dieser endet in der Kirchstraße in der Nähe des Rathausplatzes.
Nachdem dort die Kerbborschte ihren Kerbbaum aufgestellt haben, glossiert der Kerbvadder mit lustigen Reimen das Ortsgeschehen des abgelaufenen Jahres. Danach bittet er sein Kerbmädchen zum Kerbtanz. Mit Live-Musik auf dem Platz und einem stimmungsvollen Kerbtreiben in den Gaststätten, und im privaten Bereich, wird bis in die Nacht hinein munter weitergefeiert.
Für viele ist der Kerbmontag einer der schönsten Kerbtage. Schon am morgen treffen sich die Jahrgänge und Gruppen um an diesem Tag durch die „Wertschafte vun Zimmern“ zu ziehen. Sogar aus dem Ausland kommen einige ehemalige Ortsbürger extra zur Kerb zu Besuch in ihre Heimatgemeinde. Gerade für sie bietet sich der Kerbmontag ganz besonders an alte Freunde zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das gemeinsame Feiern bei bester Unterhaltung durch zahlreiche Musikgruppen kommt dabei aber auch nicht zu kurz.
Zu Ende geht die Kerb am Dienstag. Über den Tag hinweg sammeln die Kerbborschte Stroh für das große Ereignis am Abend. Dieses wird zum Anglerheim gebracht. Dorthin ziehen dann die Kerbborschte im Trauerzug von der Mehrzweckhalle aus. Dort angekommen hält der Kerbpfarrer seine Rede und hält dabei Rückschau auf die vergangenen Kerbtage. Danach werfen die Kerbborschte ihre Fackeln in das Stroh. Gleichzeitig startet das Höhenklangfeuerwerk, das seit einigen Jahren, einen schaurig schönen Abschluss der jeweiligen Kerb bietet.