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Umwelt und Natur

Fischaufstiegsanlage in Betrieb genommen


Die Fischaufstiegsanlage wurde am 6. November 2024 nach einem Probelauf offiziell in Betrieb genommen. Gemeinde-Mitarbeiter des Bauhofs, des Umweltamts und der Feuerwehr informierten sich bei dieser Gelegenheit über die zu treffenden Maßnahmen bei Hochwassergefährdung.

Während der 2-jährigen Bauphase entstand nicht nur die notwendige Fischaufstiegsanlage, sondern auch der neue Rad- und Gehweg entlang der L3115 zwischen den beiden Ortsteilen Groß- und Klein-Zimmern. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch gleich die Fahrbahn grundhaft erneuert und etwas verbreitert. Somit wurden alle notwendigen Maßnahmen in einer Bauzeit umgesetzt.

Fischaufstiegsanlagen sind zwingend erforderliche Maßnahmen im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie WRRL, um die Durchgängigkeit von Flüssen wiederherzustellen und das ökologische Gleichgewicht in den Fließgewässern zu fördern. Eine solche Anlage, in Form eines Beckenpasses, entstand in den letzten Jahren zwischen Groß- und Klein-Zimmern am Katzengrabenwehr. Diese soll es Fischen und Krebsen ermöglichen, über den Katzengraben vom Gersprenzunterlauf zum Oberlauf der Gersprenz zu wandern. Zudem wurde eine Holzrampe angelegt, die Bibern den Zugang zur Gersprenz erleichtert.

Beckenpass-Bauform mit 18 Becken

Bei der Fischaufstiegsanlage zwischen Groß- und Klein-Zimmern handelt es sich um einen sogenannten Beckenpass, eine der am häufigsten eingesetzten Bauformen für Fischaufstiegsanlagen. Der Beckenpass besteht aus 18 hintereinander angeordneten Becken, die über 45 Grad angeströmte Schlitzpässe miteinander verbunden sind. Fische und andere aquatische Organismen können durch diese Schlitzpässe von Becken zu Becken schwimmen und so den Höhenunterschied von 2 Metern Sohlspiegeldifferenz zwischen dem Katzengraben und der Gersprenz überwinden. Diese Bauweise ist besonders effektiv, weil sie auch langsamere oder weniger kräftige Schwimmer wie Krebse und kleinere Fische berücksichtigt. Bei einem Niedrigwasserabfluss durchströmen ca. 270 Liter pro Sekunde den 30 Zentimeter breiten Schlitzpass und bei (doppeltem) Mittelwasserabfluss durchströmen ca. 350 Liter pro Sekunde die Fischaufstiegsanlage.

Herausforderungen beim Bau

Der Bau der Fischaufstiegsanlage zwischen Groß- und Klein-Zimmern war technisch anspruchsvoll und erforderte eine präzise Planung vom Planungsbüro WMEC. Eine der größten Herausforderungen bestand darin, die richtige Strömungsgeschwindigkeit in den einzelnen Becken zu gewährleisten. Ist die Strömung zu stark, können kleinere Fischarten und Krebse die Aufstiegshilfe nicht nutzen. Eine zu geringe Strömung wiederum könnte dazu führen, dass die Fische die Aufstiegsanlage nicht finden oder die Wanderung abbrechen.

Biber haben in der Vergangenheit – durch den Bau von Dämmen – Fließgewässer stark verändert, was für die Fischmigration problematisch sein kann. Die Integration einer eigenen Rampe für die Biber ist ein innovativer Ansatz, um die Bedürfnisse aller beteiligten Arten zu berücksichtigen.

Verbesserung des Flussökosystems

Die Vorteile der Fischaufstiegsanlage sind vielfältig und betreffen nicht nur die direkte Umgebung des Katzengrabens und der Gersprenz, sondern das gesamte Flusssystem. Die wiederhergestellte Durchgängigkeit wird den genetischen Austausch zwischen Fischpopulationen, darunter Forellen und andere heimische Arten, fördern und die Artenvielfalt langfristig stabilisieren. Auch die Krebspopulationen in der Region werden von der Maßnahme profitieren, da sie neue Lebensräume erreichen und sich weiter ausbreiten können. Krebse spielen eine wichtige Rolle in aquatischen Ökosystemen, indem sie organisches Material zersetzen und damit die Nährstoffkreisläufe in den Gewässern fördern.

Ein weiterer ökologischer Gewinn ist die Förderung des natürlichen Flussverlaufs. Durch die Anbindung von Katzengraben und Gersprenz wird der natürliche Wasserkreislauf unterstützt, was nicht nur den Fischen und Krebsen zugutekommt, sondern auch die Wasserqualität im gesamten Flusssystem verbessert.

Darüber hinaus wird die Renaturierung der Flussabschnitte die Attraktivität der Region für Naturliebhaber und den Ökotourismus steigern. Renaturierte Flusslandschaften ziehen nicht nur Vögel an, sondern bieten auch anderen Tierarten wie beispielsweise Amphibien und Pflanzenarten einen idealen Lebensraum.

Die enge Verknüpfung von Flora und Fauna zeigt, wie sehr die Renaturierung eines Flusses das gesamte Ökosystem beeinflussen kann. Die Fischaufstiegsanlage wird einen entscheidenden Beitrag zur ökologischen Verbesserung des Flusssystems leisten und den Artenreichtum in der Region nachhaltig fördern.